Es ist wohl so, dass wir uns seit Ausbruch der Pandemie zusammen gerissen und vorwärts geschaut haben. Von Seiten Regierung und Expertinnen wurde gebetsmühlenartig verkündet: Lasst euch impfen, dann können wir die Pandemie bewältigen! Ich mache niemandem einen Vorwurf, das war wohl die Hoffnung der Entscheidungsträger.
Nun macht sich Ernüchterung breit. Impfdurchbrüche, neue Mutationen, Long-Covid – kein Ende dieses Alptraums ist in Sicht. Da ist es nur verständlich, dass die Menschen müde, frustriert und gereizt reagieren.Die Energie ist aufgebraucht. Eine Leere macht sich breit. Wir werden dünnhäutiger. Die einen lassen ihre Wut an anderen aus, an ihren Mitmenschen oder gerne auch an der Regierung. Andere werden depressiv und ziehen sich zurück. Wieder andere flüchten sich in kurzfristig beglückende Tätigkeiten und suchen in Netflix, Shopping, Alkohol oder Süssigkeiten eine Ersatzbefriedigung. Aus der Stressforschung wissen wir, dass es im Wesentlichen zwei Arten gibt, Stress zu bewältigen (Coping-Strategien). Die eine ist die problemorientierte Art, bei der es darum geht, den Stress aktiv zu beeinflussen, indem man etwa mehr arbeitet, jemanden um Unterstützung bittet oder auch, indem man sein Denken kritisch hinterfragt, denn es ist ja unsere Bewertung der Situation, die den Stress ausmacht, und nicht die Situation an sich. Dies erkennt man daran, dass dieselbe Situation von Menschen ganz unterschiedlich wahrgenommen wird. Die andere Art der Stressbewältigung ist die emotionsorientierte Art, bei der es darum geht, die Anspannung durch eine emotionale Reaktion zu reduzieren. Beispiele sind: Seinem Ärger Luft verschaffen oder sich ablenken durch Bewegung, soziale Kontakte oder auch - weniger hilfreich - durch Essen, Alkohol, Rauchen etc. Wenn das Problem grundsätzlich beeinflussbar ist, sind die problembezogenen Aktivitäten vorzuziehen, weil sie etwas bewirken können. Ist das Problem jedoch nicht beeinflussbar, bleiben die emotionalen Handlungsmöglichkeiten übrig und das sehen wir nun auch während der Corona-Pandemie. Die Menschen lassen ihren Ärger an anderen aus oder lenken sich von der belastenden Realität ab. Dann gibt es noch Menschen, welche deprimiert sind und sich zurückziehen, das ist dann der Fall, wenn man gar nicht (mehr) versucht, den Stress zu reduzieren. Der fehlende Handlungsspielraum ist dann verantwortlich für die Verstärkung der belastenden Stressgefühle. Was können wir hieraus lernen? Man kann das eigene Denken überprüfen, im Sinn von: „Corona ist nicht schön, aber ich mache das Beste daraus und fokussiere mich auf die Dinge, die trotz Corona möglich sind“ oder man lenkt sich ab durch Bewegung draussen (Spaziergänge, Joggen etc.) oder drinnen (Youtube), Entspannung (ein Buch lesen, am Kamin sitzen, ein warmes Bad nehmen) oder soziale Kontakte (draussen, mit Abstand, per Video, Telefon). Vielleicht ergeben sich dadurch ganz neue Themen! Wollten Sie nicht schon immer Yoga ausprobieren, die Klassiker lesen, eine Fremdsprache lernen, ihre Memoiren schreiben, alte Fotos sortieren? Seien Sie wütend, traurig, frustriert, aber dann schieben Sie diese Emotionen auf die Seite und freuen sich über eine spannende neue Aktivität, für welche Sie ihre Energie verwenden können. Viel Spass!
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AutorinHallo! Ich bin Mirjam Schmidli, Coach und Organisationsberaterin. Ich möchte gerne Themen, welche mich beschäftigen und auch Sie vielleicht interessieren - mit Ihnen teilen. Es freut mich, wenn Sie mich hier ab und zu besuchen! Archiv
December 2021
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